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Ein einflussreiches und spendables Börsen-Comité

Die vielfältigen Aktivitäten des Rigaer Börsen-Comités und die Geschichte seines repräsentativen Gebäudes am Domplatz der lettischen Hauptstadt standen im Mittelpunkt der Kulturtage von DOMUS RIGENSIS. Nicht zuletzt dank des Zusammenschlusses der

Das Gebäude der Rigaer Börse. Foto: Michael Anger

Großhändler im Comité schaffte es die Stadt, vom Tiefpunkt des Handelswesens nach dem Krieg gegen Napoleon bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zum umsatzstärksten Hafen des Zarenreiches zu werden, so die Historikerin Dr. Katja Wezel (Göttingen). Das 15-köpfige Comité, dem stets mindestens ein Ausländer angehören musste, finanzierte sich aus einem Teil der Abgaben, die die im Hafen ein- und auslaufenden Schiffe an die Stadt entrichten mussten.

Mit seinem Geld und seinem Einfluss sorgte das Comité in den 1850er Jahren für den Ausbau des Rigaer Hafens, 1852 für die erste telegraphische Verbindung im Kaiserreich, von Riga nach Bolderaa an der Dünamündung, 1861 für die Eisenbahnlinie Riga – Orel. Das Comité war Hauptsponsor des Polytechnikums und der Nachlass eines seiner Vorsitzenden wurde für den Bau des Kinderkrankenhauses verwendet.

Das vom Deutschbalten Alexander Julius von Bosse errichtete Börsengebäude gilt als Wendepunkt der Architektur in Lettland, hob die Kunsthistorikerin Daina Lāce, Vorsitzende von DOMUS RIGENSIS, hervor. Der 1860 vollendete Bau im Stil der Neorenaissance ist heute eines der bedeutendsten Kunstmuseen des Landes.

Als „erstes Memorial einer gemeinsamen Leidensgeschichte“ bezeichnete beim Besuch der Petrikirche die Journalistin und Historikerin Anita Kugler eine Gedenktafel „an die zivilen Opfer der Bolschewikenzeit“. 1919 waren in ganz Lettland nach unterschiedlichen Schätzungen 5000 – 7000 Zivilisten getötet worden. Menschen verschiedener Ethnien, unterschiedlicher Berufe und aller gesellschaftlichen Stände, wie Inta Dišlere, Leiterin des Museums in Schloss Durben und Kulturpreisträgerin der Deutsch-Baltischen Gesellschaft, betonte. Die Gedenktafel soll im September offiziell eingeweiht werden.

Die kulturellen Einflüsse auf die Bauweise lettischer Bauernhöfe erläuterte der Kunsthistoriker Professor Dr. Ojārs Spārītis anhand der Beispiele im Rigaer Freilichtmuseum. Er wies hin auf nach Wikingerart bearbeitete Holzbalken, auf aus Norddeutschland und Polen beeinflusste Ornamentik, auf Eingänge mit Kapitellen wie bei baltendeutschen Gutshäusern. Die Kulturtage endeten im Museum mit einem von Pāvils Brūveris gehaltenen Gottesdienst in der mit Fresken bemalten ehemaligen Dorfkirche von Usmaiten.

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